Belegarbeit Weinbau

von Claudia Kühn
 

Die Gliederung dieser Belegsrabeit finden Sie unter folgendem Link:

Gliederung

1.        Einleitung

 

In der folgenden Belegarbeit werde ich über den Weinbau berichten.

Ich beziehe mich dabei nicht auf den Weinbau in ganz  Sachsen, sondern ziehe den Weinberg meiner Eltern und der Winzergenossenschaft in Betracht.

Meine Eltern haben ihren Weinberg von der Stadt Meißen gepachtet und sind von der Winzergenossenschaft in Bezug auf die Ernteabgabe abhängig.

In einigen Diagrammen werde ich die Erntestatistiken des Weinberges meiner Eltern auswerten und in einigen anderen vergleiche ich die Winzergenossenschaft direkt mit dem Weinberg meiner Eltern. Natürlich werde ich auch einiges über die negativen Seiten der Winzergenossenschaft berichten, welche nicht in Büchern oder dem Internet zu finden sind.

  

2.        Geschichte- Von Benno bis zur Winzergenossenschaft

 

Die Geschichte des deutschen Weinbaus begann vor etwa 800 Jahren. Damals brachten Kirchen und Klöster den Wein aus dem Ausland nach Deutschland.

Der Anfang dieser Geschichte in Sachsen begann aber etwas später und ist auch auf eine Sage zurückzuführen. Laut dieser Sage wurde am Anfang des 12. Jahrhunderts nahe dem Burgberg erstmalig durch Bischof Benno Wein angebaut, jedoch gibt es keinen schriftlichen Beleg dafür. Die folgende Sage erzählt über die Kunst Bischof Bennos, Wasser in Wein zu verwandeln:

Eines Tages kam Bischof Benno während der Erntezeit auf ein Feld und fand, dass die Schnitter von großer Hitze und Arbeit erschöpft waren. Er verwandelte stillschweigend ihr mitgebrachtes Wasser zu Wein und ging davon.

Sein Begleiter, der das gesehen hatte, nahm ein hölzernes Gefäß mit Wasser und sagte zu den Schnittern: „Gebt acht, ich will Euch, wie mein Herr, das Wasser zu Wein machen“. Er schlug das Kreuz darüber, wie er es von seinem Bischof gesehen hatte und von Stund an war das Wasser zu Wein geworden. Die erstaunten Schnitter labten sich daran.

1161 wurde der Anbau des Weines erstmalig urkundlich erwähnt und zwar übereignete Markgraf Otto der Reiche nahe der Burg Meißen einen gut im Ertrag stehenden Weinberg an die Egidyenkapelle. Er ist somit der älteste nachweisbare Standort an der Elbe.

Im 15. Jahrhundert waren schließlich schon 4000 Hektar Fläche Wein angebaut. Damals war der Wein übrigens noch Volksgetränk Nummer eins vor dem Bier.

Der Weinbau wurde in Sachsen schließlich immer mehr ausgebaut und es war nicht wie heute die Qualität, sondern die Quantität wichtig. Die Qualität wurde jedoch mit Honig und Gewürzen verbessert.

Nicht umsonst wurde die Zeit zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert als die „Hauptzechperiode des deutschen Volkes“ bezeichnet.

 

 

Am 23.04.1588 wurde die erste Weinbergsordnung in Sachsen durch Christian I, dem Nachfolger von Kurfürst August in Sachsen mit dem Namen „Churfürstliche Sächsische Weinbergsordnung“ erlassen. Nun war es Ziel, dem Wein zunehmend mehr Qualität zu verleihen, um der Konkurrenz aus dem Ausland Parrolie zu bieten.

1604 gab es einen einschneidenden Wandel im Weinanbau, denn es wurden nun erstmals Trockenmauern angelegt. Vorher konnte man nur die leicht geneigten Hanglagen nach „meißnischer Art“ mit Wein anbauen. Nun war man in der Lage, auch die Steillagen der Elbhangböschung zu nutzen, welche durch ihren hohen Einstrahlungswinkel der Wärmespeicherung durch die Terrassen eine optimale Qualität für den Wein sicherte. Diese Trockenmauern bestanden aus heimischen Gesteinen wie Granit und Syenit und prägen auch heute noch das Bild des sächsischen Weinbaus.

Jedoch gingen in der Folgezeit die Erträge durch Frost und Kriege, vor allem dem Dreißigjährigen Krieg zurück. Des weiteren wurde der Handel des Weines durch die Errichtung von Zollgrenzen immer mehr eingeschränkt. Durch die Verbesserung der Verkehrswege wurden die Einführungen billiger Getränke wie Kaffee, Kakao, Bier und Branntwein begünstigt.

Jedoch konnte sich der Weinbau nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder erholen und 1670 beklagten sich unter anderem Meißner Weinbergbesitzer über die Überproduktionen. Daraufhin untersagte das Mandat von Johann Georg II den Weinbau auf für Getreideanbau tauglichen Böden.. Eine weitere Ausbreitung erfuhr der Weinbau in Sachsen noch mal unter August dem Starken, wo der Wein für die Hofhaltung und als Steuerquelle zusehends unentbehrlicher wurde. 1730 besaß schließlich so gut wie jedes Haus einen Weinberg oder zumindest Parzellen.

Am 18.11.1799 wurde als weiterer Höhepunkt in der sächsischen Weinbaugeschichte die Sächsische Weinbaugesellschaft  durch Oberlandweinmeister Fleischmann gegründet und am 15. Mai 1801 landesherrlich bestätigt. Somit war sie die erste bürgerliche Weinbaugesellschaft Europas. Durch die Bildung einer Weinbaugesellschaft konnte die Qualität des Weines positiv beeinflusst werden, denn der Lese- und Kelterzwang fielen weg und der Naturalzehnte wurde in eine Steuer umgewandelt.

Jedoch konnte selbst die Bildung einer Weinbaugesellschaft den Niedergang des Weinbaus ab 1850 nicht verhindern. Durch Anbau anderer Kulturen, wie Aprikosen oder Erdbeeren wurde dem Wein der Rang abgelaufen.

Im 19. Jahrhundert hatten die Winzer mit dem echten Mehltau zu kämpfen, in Amerika fand man schließlich widerstandsfähige Sorten, welche nun Mitte des 19. Jahrhunderts samt Reblaus nach Sachsen eingeschleppt wurden.

Die Reblaus ist ein kleines Insekt, welches die Wurzeln ansticht, um den Zellsaft abzusaugen. Erstmals wurde der Befall durch die Reblaus am 19.08. 1887 in der Oberlößnitz festgestellt und in der Folgezeit breitete er sich nun schlagartig in Sachsen aus und vernichtete bis zu 70.000 Rebstöcke. Die Winzer, welche sich nun gegen eine völlig neue Bedrohung zu behaupten hatten, versuchten es mit Petroleum und Schwefelkohlenstoff. Diese Maßnahmen waren aber dem Wein auch nicht gerade förderlich.

Zu dieser Krise kamen nun noch Bodenspekulationen hinzu, wo frühere Weinberge als Bauland verkauft wurden. Jedoch gab es weiterhin noch Weinberge, die noch nicht von der Reblaus befallen waren, so auch die Weinberge in Meißen Spaar, also auch der Bereich zu dem der Weinberg meiner Eltern zählt.

Allein für diese letzen Weinberge lohnte es sich, weiter um den Erhalt des Weinbaus im Elbtal zu kämpfen. So wurden durch Veredelung europäischer Edelreben auf amerikanischen Wildreben reblausresistente Weinreben entwickelt.

1907 wurde schließlich der erste Weinberg in Sachsen nach diesem Verfahren aufgerebt.

Von da an stieg die Nachfrage nach veredelten Reben immer mehr und daraufhin wurden 1912 Rebschulvereine in Radebeul und Meißen gegründet, welche nun selbst in der Lage waren, solche Reben zu veredeln. Die Stadt Meißen stellte ihrem Rebschulverein „Weinbauverband Meißen und Umgebung“ etwa 7000 qm Land  auf dem Kalkberg für einen Musterweinberg zur Verfügung. Die Aufgabe von solchen Musterweinbergen war aber nicht nur die Züchtung reblausresistenter Arten, sondern es wurde mit neuen Sorten experimentiert, ob man sie zum Beispiel in unserem Klima auch anbauen kann. Auf diesem Wege wurde 1913 schließlich auch der Goldriesling nach Sachsen aus Colmar eingeführt.

 

Der größte Teil der gezüchteten Pfropfreben ging an Spaarer Winzer, wobei die bevorzugten Rebsorten damals „Weißer Gutedel“, „ Ruländer“, „Silvaner“, „Riesling“, „Elbling“, „Traminer“, „Blauer Burgunder“, „Portugieser“ und „St. Laurent“ waren.

Die genutzten Flächen der Musterweinberge wurden vergrößert und somit erholte sich der Weinbau in Sachsen zusehends. Als ein weiterer Höhepunkt in der Weinbaugeschichte ist auch die Gründung der

 „Vereinigung zur Förderung des Kleinweinbaus in Meißen und Umgebung“ im Januar 1929 festzuhalten. Diese Organisation kann man heute auch als Vorgänger der heutigen Weinbaugemeinschaften und Winzervereine ansehen. Sie setzte sich zum Ziel, den Weinbau auf kleinsten Flächen zu fördern. Daraufhin entstanden zahlreiche Kleinsiedleranlagen, wo nun die Eigeninitiative bei der Selbstversorgung gefragt war.

Alle Flächen des Kleinweinbauvereines gingen später in die Sächsische Winzergenossenschaft ein. Mit deren Gründung am 9. Mai 1938 wurde ein weiterer Meilenstein im sächsischen Weinbau gesetzt wurde. Das anlassgebende Ereignis war der Weinvergleich in Heilbronn 1937 als ein 1934er Ruländer vom „Goldenen Wagen“ einen Ruländer vom „Kaiserstuhl“ in der Bewertung weit übertraf. Durch diese Überlegenheit stieg das Selbstbewusstsein der sächsischen Winzer und beflügelt von der Idee einer genossenschaftlichen Verarbeitung setzte sich Karl Fehrmann gemeinsam mit anderen Winzern verstärkt für die Gründung einer Winzergenossenschaft ein. Bei Versammlungen fand das Vorhaben überall große Zustimmung. Die Anzahl der Mitglieder und somit auch die Menge der zu kelternden Trauben erhöhte sich ständig. Unter der Leitung des Weinfachmanns Carl Pfeiffer wurden größere Partien Wein in einheitlicher und sehr guter Qualität hergestellt.

Zwischen den beiden Weltkriegen wurden hauptsächlich städtischer und staatlicher Weinbau betreiben. Beispiele dafür wären das Stadtweingut Meißen und das Kreisweingut Meißen. In den 40er Jahren musste die Genossenschaft schließlich zweimal umziehen. Das erste Mal von Radebeul- Zitzschewig nach Meißen, da im Frühjahr 1940 in Zitzschewig der Weinkeller aufgrund des Hochwassers der Elbe unter Wasser stand. Das zweite Mal war das Fassungsvermögen der Keller zu klein und man musste nach 1945 auf den Bennoweg 9 umziehen.

 

Nachdem Carl Pfeiffer, der die Geschäfte der Genossenschaft mit viel Fachkenntnis und Geschick erfolgreich geleitet hatte, in den Ruhestand ging, wurde der Weinhändler Ehses als Geschäftsführer eingesetzt. Jedoch geriet die Genossenschaft schon nach kurzer Zeit in finanzielle Schwierigkeiten und daraufhin wurde Erich Waack auf Vorschlag des Genossenschaftsverbandes 1943 als neuer Geschäftsführer eingesetzt. Ab 1945 wurden jedoch die zahlreichen einzelnen staatlichen Betriebe schrittweise zusammengelegt. Nach dem zweiten  Weltkrieg vergrößerte sich die Anbaufläche unwesentlich, weil nun eher Kartoffel-, Getreideanbau und die Produktion von Fleisch zur Versorgung der Bevölkerung im Vordergrund stand. Ab 1955 gab es aber wieder Aufrebungen im größeren Maße. Durch die Autarkiebestrebungen der DDR war die Erweiterung der Rebflächen der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften durch die relativ hohen Erlöse des Traubenverkaufes keine Seltenheiten mehr. Zwar hatten die Winzer durch den Polarwinter 1955/ 56 einen herben Rückschlag erfahren, doch schon Anfang der sechziger Jahre verzeichnete man wieder überdurchschnittliche Ernten, was Optimismus für weitere Aufrebungen entstehen ließ.

1956 wurde die Sächsische Winzergenossenschaft der VdgB (Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe) angeschlossen, damit bestand eine Basis für eine einheitliche Organisation in der Zusammenarbeit zwischen Genossenschaft und den Weinbaugemeinschaften.

Ab 1970 wurden schließlich auch immer mehr schwer bewirtschaftbare Flächen durch Feierabendwinzer der Winzergenossenschaft Meißen wiederaufgerebt. So zum Beispiel an den Steilhängen der Elbe, der Boselberg oder der Kapitelberg. Nur ein sehr kleiner Teil der Mitglieder der sächsischen Winzergenossenschaft sind beruflich mit der Winzergenossenschaft verbunden. Der größere Teil besitzt einen Weinberg und bearbeitet ihn aus reiner Liebe zum Wein in seiner Freizeit. In diesem Zusammenhang entstand der Begriff des Freizeitwinzers. Die Weinbergsbearbeitung ist sehr hart und mit materiellem Aufwand verbunden, denn der Wein muss mehrmals im Jahr gedüngt und gespritzt werden und dies ist bekanntlich nicht billig.
 

Durch die Bildung einer VdgB stieg die Mitgliederzahl in der Winzergenossenschaft stark und damit auch die Weinproduktion kontinuierlich an. Jedoch machte der Lauf der Fortentwicklung es notwendig, neue Maschinen und Ausrüstungen anzuschaffen, um die Qualität möglichst noch mehr zu erhöhen. Es wurde zum Beispiel auch ein neues Kelterhaus zur Verarbeitung der Trauben und neue Möglichkeiten zur Lagerung der Weine geschaffen. Um den Betrieb voll auszulasten, wurde zusätzlich die Abfüllung von Importweinen wesentlich erhöht.

Schließlich wurde 1990 das durch die Wende inkrafttretende bundesdeutsche Weingesetz eingeführt. Man hatte sich nun an die Bestimmungen der europäischen Gemeinschaft zu richten. Es kam zur Reprivatisierung der landwirtschaftlichen Betriebe und die zwangsläufige Anpassung an die Marktwirtschaft. Dies stellte viele Betriebe, nicht nur die Sächsische Winzergenossenschaft vor außerordentliche wirtschaftliche Herausforderungen.

Am 15. März wurde die Sächsische Weinbaugesellschaft unter dem Namen „Weinbauverband“ ins Leben gerufen. Gründungsmitglieder waren neben 10 Weinbaugemeinschaften im Elbtal die Sächsische Winzergenossenschaft und das Staatsweingut Radebeul. Diese Weinbaugesellschaft setzte sich eine Lagenneuordnung als Ziel, dass heisst zur Namensgebung der Weine wurden gesetzliche, klimatische, strukturelle und ökonomische Bedingungen hinzugezogen und der Name eines jeden Weines wurde durch den Bekanntheitsgrad und traditionellen Gegebenheiten beeinflusst. Somit hatte man eine Garantie für eine exakte Herkunftsbezeichnung. Diese Lagenbezeichnungen kann man sehr gut auf Seite 39 im Anhang erkennen. Neben dem Ziel der Lagenneuordnung sollte die Kelter, getrennt nach einzelnen Weinbergslagen wiedereingeführt und die Gründung eigenständiger Betriebe ermöglicht werden. Diese eben genannten Ziele wurden auf dem ersten sächsischen Weinbautag in Pillnitz am 23. Februar 1991 festgelegt und besprochen. Man kam außerdem zu der Einigung, dass der historisch entstandene Name „Meißner Wein“ nicht mehr zu den Zielen einer im ganzen Elbtal vertretenen Weinbaugesellschaft passt. Somit benannte man den Wein in „Sächsischen Wein“ um.

Jedoch wurde dieser Vorschlag nicht von jedem angenommen, denn im Jahre 1992 erhob die „Villa Sachsen“ in Bingen am Rhein Einspruch und bekam sogar recht. Nun sollte der Wein „Elbtalwein“ heißen.

Das konnten die Sachsen aber nicht auf sich sitzen lassen Ministerpräsident Kurt Biedenkopf rief den Vermittlungsausschuss ein und am 23.September 1992 war der Namensstreit beendet mit der Bezeichnung „Sächsischer Wein“.

  

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3.        Geografische  Anbaubedingungen

 

Aufgrund der geografischen Lage ist der Weinbau in Sachsen überwiegend ungeeignet. Dies liegt zum Beispiel daran, dass die Reben im Winter kontinentalen Einflüssen unterliegen, dass heißt sehr kalte und trockene Winter. Außerdem liegt das Jahresmittel der Sonnenscheindauer und die Summe aller Tagesmitteltemperaturen während einer Vegetationsperiode im größten Teil Sachsens nicht in einem für Reben typischen Toleranzbereich. Daher zog sich der Anbau nach dem Mittelalter auch auf die optimalen Standorte vorwiegend im Elbland zurück.

Im Elbtal herrscht ein besonderes Kleinklima. Vor allem an den nach Süden geneigten Hängen herrschen ideale Bedingungen, wie es bei dem Weinberg meiner Eltern der Fall ist. Wichtige Faktoren, die die Entwicklung und Reife der Reben begünstigen, ist die durchschnittliche Jahresniederschlagssumme, die bei 600 bis 700 mm liegt, außerdem das Jahresmittel der Sonnenscheindauer, welches bei 1570 Stunden liegt und natürlich die Wärmesumme, die durch die Addition aller Tagesmitteltemperaturen vom Auftrieb bis zum Blattabfall ermittelt wird. Der Mindestwert für Reben liegt dabei bei 2900 °C und im Elbtal liegt diese Summe im Durchschnitt bei 2962 °C, also eine sehr knappe Sache.

Ein Risiko stellen vor allem die Auswirkungen des Kontinentalklimas dar, die nicht nur Ertragsschwankungen, sondern auch Rückschläge in der Qualität der Trauben Jahr für Jahr hervorrufen. Dieses Anbaurisiko wird aber durch die Bewirtschaftung der klimatisch günstig liegenden Terrassenlagen gemindert.

Die Terrassen bilden ein für den Qualitätsweinbau günstiges Mikroklima. Leicht zu erkennen ist auch, dass der Weinberg meiner Eltern  eine sehr steile Lage aufweist. Diese begünstigt den Sonneneinstrahlungswinkel und es werden beste Qualitäten erzeugt.

Auch die Trockenmauern erfüllen ihren wesentlichen Anteil. Sie sind nämlich nicht nur zur Abgrenzung der verschiedenen Weinberge da sondern garantieren als wesentliches Biotop eine vielgestaltige Flora und Fauna als natürliche Gegenspieler für Krankheiten und Schädlingserreger. Weiterhin sind intakte Trockenmauersysteme ein Garant zur Vermeidung von Erosionsschäden.

Aber nicht nur das Klima sondern auch die Geologie und der Boden sind für den Anbau des Weines entscheidend.

Das Grundgebirge des Elbtales wird durch das im Unterkarbon entstandene alte Schiefergebirge gebildet, welches den bestimmenden Teil des Erzgebirges bildet. In der Hauptfaltungsphase drangen Gesteine des Meißner Syenit- Granit- Massives an die Oberfläche. Das Spaargebirge war vor der Eiszeit mit den gegenüberliegenden Höhen verbunden. Die Elbe floss somit von Sörnewitz aus nach Norden über die heutige Nassau. Tektonische Zerrüttungen und Einbrüche schufen nun während der Eiszeit den neuen Elbelauf und das Spaargebirge war von da an isoliert. Der größte Teil des Spaargebirges ist Biotitgranodiorit, welches mit Syenit und Granit in Verwandtschaft steht.

Aus der oberen Kreide stammen Sandstein- und Pläneerschichten, welche heute oft bedeutende Mächtigkeiten aufweißen. Aber auch eiszeitliche und nacheiszeitliche Ablagerungen wie Löß, Tone oder Flusssande findet man heute im Spaargebirge und im restlichen Elbtal.

Die Verwitterungsböden im Spaargebirge sind stark durchlässig und leicht sauer und sie weißen durch ihre grobe Struktur eine hohe Erwärmbarkeit auf, die durch Weinbergsmauern aus gleichem Material gefördert wird.

  

 

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4.        Vergleich der Phänologischen Daten von   1995,  1998 und 2002

 

Reifestadien

1995

1998

2002

Wollestadium

21.04

06.04.

20.04

Blühbeginn

26.06.

04.06.

12.06.

Abgehende Blüte

02.07.

11.06.

21.06.

Ende Traubenschluss

29.07.

10.07.

25.07.

Vollreife

23.09.

19.09.

-

 

Ich  werde mich in der Auswertung der phänologischen Daten von 1995, 1998 und 2002 hauptsächlich auf das Wetter im Jahr 1998 und 2002 beziehen und sie dann mit 1995 vergleichen.

Man kann sehr leicht erkennen, dass das Wollestadium, welches das Aufbrechen der Knospen beschreibt, 1998 schon sehr zeitig im Gegensatz zu den  Jahren 1995 und 2002 eingesetzt hatte. Der Winter 1997/1998 war sehr mild gewesen und auch die Temperaturen setzten im April schon zu Höhenflügen an. Die Nachttemperaturen sanken kaum unter 10°C und dies beschleunigte natürlich das Wollestadium. Auch wenn in den Jahren 1995 und 2002 die Wollestadien erst 2 Wochen später einsetzten, waren sie trotzdem überdurchschnittlich früh,  da das Wollestadium 1998 drei Wochen früher als im langjährigen Mittel einsetzte. Durch das frühe Wollestadium begünstigt, war der Blühbeginn 1998 auch früher als 1995 erreicht. Die Zeitspanne zwischen Wollestadium und Blühbeginn lag im Jahr 1995 bei 66 Tagen, während im Jahr 1998 die Zeitspanne 57 Tage und 2002 die Zeitspanne sogar nur 53 Tage betrug.

Der Vegetationsrückstand konnte 1995 zum Jahr 1998 also nicht aufgeholt werden, nein er wurde sogar vergrößert.

Stattdessen waren die Monate April, Mai und Juni im Jahr 2002 wärmer als im Jahr 1998, dadurch konnte der Reifevorsprung des Jahres 1998 etwas aufgeholt werden.  

Die weitere Entwicklung des Weines vom Blühbeginn bis zur abgehenden Blüte verlief in allen drei Jahren fast mit der gleichen Geschwindigkeit.

Auf diesem Wege möchte ich das Stadium der abgehenden Blüte etwas erklären. Das Einsetzen dieses Stadiums erkennt man darin, dass sich die Staubblätter der Blüten lösen und die Blüten beginnen abzufallen. 

Die Sommermonate im Jahr 1998 waren extrem trocken und heiß, dadurch verlief die Rebblüte im Juni teilweise mit einer unglaublichen Geschwindigkeit. Die Zeitspanne zwischen der abgehenden Blüte und dem Ende des Traubenschlusses betrug 1998        29 Tage, 1995 nur 27 Tage und 2002 34 Tage. Das Stadium des Traubenschlusses bezeichnet den Zeitpunkt, wo sich die Beeren berühren, dass heisst, das Wachstum ist nahezu abgeschlossen und die Reifung beginnt.  Die Sommermonate im Jahr 1995 waren also noch günstiger für den Wein als 1998 und der Reiferückstand konnte sogar etwas aufgeholt werden. Die relativ große Zeitspanne des Jahres 2002 liegt daran, dass Mitte Juli sehr viel Regen gefallen ist. Wir haben um die 47 l/ m² gemessen, dadurch ist der Wein stärker von den Pilzarten Pernospera, Oidium und Botrytis  befallen und die Reife geht nicht so schnell vonstatten. Maßnahmen zur Bekämpfung solcher Pilzarten im Jahr 2002 siehe „Pflanzenschutz- Warndienst“ im Anhang auf den Seiten 40 und 41.

Der Termin der Vollreife liegt mir natürlich für das Jahr 2002 noch nicht vor, daher muss ich mich auf die Jahre 1995 und 1998 beschränken. Erstaunlich sind nun die unterschiedlichen Zeitspannen, denn bis auf 4 Tage Differenz liegen sie sehr nah beisammen. Im Jahr 1995 wurde also der Vegetationsrückstand fast nahezu zum Jahr 1998 aufgeholt. Woran liegt dies nun? Das Jahr 1998 gab den Winzern die Hoffnung auf einen qualitativ hervorragenden Jahrgang, jedoch wurde der Vorsprung durch eine Schlechtwetterperiode mit kühlen Temperaturen und reichlich Niederschlägen Ende August zunichte gemacht. Das Jahr 1995 war zwar vom Termin der Vollreife ausgesehen ein recht gutes Jahr, aber ein Blick  auf das „Diagramm der Gesamterträge“ auf Seite 37 im Anhang zeigt, dass die Ernte damals sehr klein ausgefallen war.

Der Wein wurde damals nämlich von starkem Pilzbefall heimgesucht. 

 

Abschließend möchte ich noch sagen, dass die Wahrscheinlichkeit auf einen qualitativ hohen Jahrgang 2002 sehr groß ist. Natürlich darf das Wetter bis in den Herbst möglichst keinen Hagel oder Schlechtwetterperioden bringen.

 

 

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5.        Die Winzerfamilie Kühn

 

a)   Lage des Weinberges meiner Eltern

Um die Lage unseres Weinberges am besten zu erklären, beginnt man am besten direkt mit dem Verlauf der sächsischen Weinstraße.

Die sächsische Weinstraße ist die nordöstlichste und zweitjüngste von ganz Deutschland.

Sie erstreckt sich von Pillnitz, welches etwa 10km südlich von Dresden liegt, elbabwärts durch etwa 14 Weinorte bis Diesbar- Seußlitz. Ich werde nun mit meinen Erläuterungen bei Pillnitz beginnen.

Pillnitz und Wachwitz sind 2 Dörfer, wo früher unter anderem der König seinen eigenen Weinberg hatte, daher findet man in Pillnitz auch einen „Königlichen Weinberg“, der ab 1985 durch Nebenerwerbswinzer wiederaufgerebt wurde.

Fährt man entlang der Pillnitzer Landstraße elbabwärts, erreicht man nach einer ungefähr 13km langen Fahrt Dresden, die Landeshauptstadt Sachsens. Man überquert in Dresden schließlich die Elbe über das Blaue Wunder und fährt linkselbisch in Richtung Radebeul, die Lößnitzstadt.

Die Lößnitz war einst ein bevorzugtes Weinanbaugebiet des Dresdner Hofes, davon zeugen auch heute noch historische Gebäude, wie das Bennoschlösschen oder das Schloss Hoflößnitz.

Fährt man weiter elbabwärts, sieht man auch von weitem die Spitzhaustreppe. Die Hauptstraße führt unterhalb der zahlreichen Weinberge vorbei am Staatsweingut und der Sektkellerei „Schloss Wackerbart“.

Nähert man sich nun auf der Hauptstraße weiter Meißen, erblickt man nach einigen Kilometern als erstes die Bosel. Das Dorf, welches direkt unterhalb dieses zum Spaargebirge gehörenden Berges liegt, ist Sörnewitz.

Fährt man nun weiter in Richtung Meißen, kommt man an mehren wunderbar gelegenen Weinbergen vorbei.

Von der Elbe und den beiderseits der Elbe gelegenen Straßen ist der Weinberg der sächsischen Weinkönigin durch das ockerfarbene Weinberghaus mit dem Spitzdach, auch Schwalbennest genannt, gut zu erkennen.

 

Schwenkt man nun den Blick von diesem Weinberg, von der Elbe aus gesehen, etwas nach links, erkennt man einen großen und mehrfach unterteilten Weinbergkomplex. Zu diesen Hängen gehört schließlich auch der Weinberg meiner Eltern.

                                       

Fährt man nun weiter elbabwärts, stößt man unweigerlich auf die alte Weinstadt Meißen. Vom rechten Brückenufer aus kann man sehr gut die Traminerlage „Katzensprung“ bei Proschwitz sehen.

Fährt man unter den 2 Brücken von Meißen hindurch und in Richtung Diesbar Seußlitz, kann man in ehemaligen Steinbrüchen deutlich das geologische Profil

Granit- Buntsandstein- Löß erkennen.

Am Ende des Durchbruchtales der Elbe liegt schließlich Diesbar- Seußlitz und das Ende der Sächsischen Weinstraße ist erreicht.

 

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b)   Der Freizeitwinzer am Beispiel meiner Eltern

Freizeitwinzer im Elbtal bearbeiten größtenteils Terrassenlagen, Steillagen und Splitterflächen, die noch per Hand ohne Maschine bewirtschaftet werden müssen. Vergleicht man neu angelegte Weinberge mit etwas älteren, erkennt man leicht, dass die Abstände der Zeilen in den jüngeren größer sind als in den älteren. Dies liegt ganz einfach darin, dass man für die maschinelle Bearbeitung größeren Platz braucht, beispielsweise fürs Ackern. Der Winzer wird jedoch nicht in jedem Jahr für seine Arbeit belohnt, weil schlechtes Wetter, zum Beispiel sehr strenge Winter zur Folge haben können, dass man im Jahr wenig oder auch gar nichts erntet.

Zwar kann ich mich an ein solches Jahr nicht erinnern, aber in einem Buch lautet es folgendermaßen: „Drei strenge Winter seit 1984 haben den Weinbergen in unserem Elbtal großen Schaden zugefügt. Mancher Winzer hat 3 Jahre und mehr hart gearbeitet und wenig oder auch gar nichts geerntet“ ( Zitat aus: Der Weinbau in Meißen und Umgebung). Wie schon gesagt, ist die Bearbeitung eines Weinberges nicht leicht, deshalb gibt es auch immer wieder Winzerschulungen, in denen man informiert wird,  wie die Reben gepflanzt, wie die Schädlinge bekämpft oder wie der Boden durch Düngung und Humuszufuhr fruchtbar gehalten wird. Die meisten Freizeitwinzer, wie es auch meine Eltern sind, bauen den Wein für den eigenen Bedarf, den ihrer Verwandten, Freunden und Bekannten an.

Meine Eltern pachteten ihren Weinberg 1982 als sie in das 100 Jahre alte Winzerhaus einzogen.

Sie passen somit in die Zeit, wo der Wunsch nach einem Weinberg im Elbtal in der Bevölkerung noch groß gewesen war. In einem Buch habe ich dazu diese passende Aussage gefunden: „ Zur Zeit gibt es viele Bürger, die sich für die Übernahme einer Weinbergsparzelle interessieren“. Dieser Satz stammt aus dem Buch: „Der Weinbau in Meißen und Umgebung“, welches anlässlich zum 50jährigen Jubiläum 1988 herausgegeben wurde. Es ist somit schon längst nicht mehr aktuell.

Meine Eltern haben den Weinberg von der Stadt Meißen gepachtet und von einem Herrn Manfred Görner übernommen. 1986 rebten meine Eltern schließlich 150 Stöcke Riesling auf diesem auf. Dieser Riesling befindet sich von der Elbwiese ausgesehen links vor unserem Haus. 1990 haben meine Eltern die 1. Hälfte des oberen Weinberges von Manfred Görner übernommen. Damit wurde die Weinbergfläche um 300 Stöcke erweitert. Jedoch waren diese Rebstöcke sehr alt und mussten herausgerissen werden. 1991 rebten meine Eltern auf diesem Weinberg 300 Stöcke Riesling auf. Auch wenn die Weinbergsfläche meiner Eltern durch die Übernahme der 2. Hälfte des oberen Weinberges von Manfred Görner im Jahr 2002 nun etwa 1815 m² darstellt, ist die Arbeit mit Aufrebungen noch lange nicht beendet. Das neu übernommene Stück weißt nämlich sehr viele Lücken auf, dass heisst im nächsten Jahr müssen wir weitere 150 Stöcke Riesling aufreben. Ein neu aufgerebter Weinstock benötigt ungefähr 3 Jahre bis er das erstemal Trauben trägt. Der Weißburgunder in unserem Weinberg ist dieses Jahr schon 35 Jahre alt, dass heisst dieses Weinbergstück wird in Laufe der Zeit immer weniger Ertrag bringen. Damit stehen 2006 weitere neue Aufrebungen an.

Es handelt sich aber dabei um etwa 450 Stöcke, dass heisst diese Aktion wird in 2 Teilschritten stattfinden. Die Anordnung der einzelnen Sorten im Weinberg meiner Eltern kann man im Anhang auf den Seiten 42 und 43 sehen.

 

 

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c)   Die jährliche Weinbergsarbeit

Die Arbeiten im Weinberg verteilen sich auf 3 Jahreszeiten: dem Frühjahr,

dem Sommer und dem Herbst.

Im Frühjahr ist der Rebschnitt eines der wichtigsten Aufgaben der Winzer. Damit sich die Trauben entwickeln können, dürfen nicht zu viele Triebe an einem Stock reifen. Es gibt Angaben für jede Rebsorte, wie viele Augen pro m² Fläche ein Weinstock haben darf. Beim Müller Thurgau sind es beispielsweise 6- 8 Augen, beim Weißburgunder    8- 10 Augen und beim Riesling 10- 12 Augen. Da bei dem Weinberg meiner Eltern eine Weinrebe etwa eine Fläche von 1,2m² besetzt, nehmen wir die maximal Anzahl der Augen.

 

Neben dem Rebschnitt ist aber auch das Anbinden der Weinreben notwendig. Um dies jedoch einwandfrei durchführen zu können, muss ein Winzer vorher die Drahtanlage in Ordnung bringen. In der langen Zeit des Herbstes und des Winters kann die Drahtanlage Schäden aufweisen, welches sich negativ auf das Wachstum der Rebpflanze auswirken kann. Will ein Winzer noch einen Weinberg aufreben oder etwaige Lücken auffüllen, muss dies im Frühjahr geschehen.

Die notwendigen Bodenarbeiten, wie ackern oder hacken sprechen im Frühjahr für sich, denn anders als im Herbst wird dabei die Bodenstruktur verbessert. Ein weiterer wichtiger Punkt ist im Frühjahr auch die Schädlingsbekämpfung.

Die erste Spritzung findet im Wollstadium statt, dass heisst zu der Zeit, wo die Knospen gerade aufgehen. In unserer Gegend um Meißen liegt der Schwerpunkt dabei auf  der Kräuselmilbe.

Eine nicht nur für das Frühjahr wichtige Maßnahme ist die Düngung. Es gilt die Regel, dass pro Hektar Weinfläche ca. 50 kg Stickstoff, 20kg Phosphor, 100 kg Kalium und 10kg Magnesium gedüngt werden sollen, um den Nährstoffbedarf der Reben zu sichern. Außer Stickstoff sollten diese eben genannten Elemente im Herbst und im Frühjahr gedüngt werden und zwar jeweils die Hälfte. Der Stickstoff sollte stattdessen im Frühjahr und im Sommer gedüngt werden, da er möglichst langsam in den Boden eindringen soll und der häufige Regen im Herbst ihn nur wegspülen würde.

Im Sommer sind nun schließlich diverse Laubarbeiten im Weinberg nötig, so zum Beispiel das Ausbrechen von nicht erwünschten Nebentrieben und das Kürzen von Trieben.

Im Sommer steht die Schädlingsbekämpfung, beziehungsweise der Pflanzenschutz vor diversen Pilzen im Mittelpunkt. Es gibt dabei verschiedene Pilzarten, die man beim Spritzen unbedingt beachten sollte. Der falsche Mehltau und der echte Mehltau, auch Pernospera und Oidium genannt oder der Pilz Botrytis sind die Schwerpunkte. Damit der Freizeitwinzer immer auf den neusten Stand in bezug auf die Infektionen ist, gibt es einen sogenannten „Pflanzenschutz- Warndienst“. Den aktuellsten Warndienst habe ich im Anhang auf den Seiten 40 und 41 ausgestellt. In diesem Warndienst wird der hohe Infektionsdruck für die Pilzarten Pernospera, Oidium und Botrytis betont.

Es hat sich herausgestellt, dass mein Vater in diesem Jahr die Zeitintervalle der Spritzungen nicht eingehalten hat, da er von der Bedrohung erst zu spät erfuhr. Die Spritzintervalle lagen bei ihm in diesem Jahr bisher zwischen ca. 20 Tagen. Man kann aber von Glück sprechen, das in unserem Weinberg nur die Blätter befallen sind. Im Anhang auf den Seiten 44 und 45 habe ich 4 gepresste Blätter ausgestellt. Die ersten 2 Blätter weißen den falschen Mehltau im unberührten Zustand auf und auf den letzen Blättern ist dieser durch das Spritzen schon abgestorben, hat sich aber nach dem Spritzen wiederum angesiedelt.

Natürlich muss auch im Sommer etwas gegen tierische Schädlinge getan werden, so zum Beispiel gegen den Traubenwickler. Bei diesem Insekt unterscheidet man zwischen dem Heuwurm und dem Sauerwurm. Der Heuwurm nistet sich in die Blätter (Gescheine genannt) im Frühjahr und der Sauerwurm in die noch sauren, reifenden Trauben im Sommer ein. Eine weitere wichtige Maßnahme ist wie auch im Frühjahr die Bodenbearbeitung und die Unkrautbekämpfung. Wie der Winzer nun sein Unkraut bekämpft, ob er es mit der Hand oder mit der Spritze entfernt, bleibt jedem selbst überlassen. Die erste Methode ist sicherlich die bessere, aber dafür auch sehr zeitaufwendig.

Ich glaube, die Arbeiten im Herbst bereiten dem Winzer die meiste Freude, denn da ist endlich die Weinlese. Diese nimmt zwar auch sehr viel Arbeit und Zeit in Anspruch, aber sie ist des Winzers Lohn. Wir machen es meistens so, dass wir bei sehr großen Ernten  Hilfe von Verwandten oder Bekannten bekommen, da wir zu dritt dies nie an einem Tag schaffen würden. Nach der Weinlese muss der Wein nocheinmal gedüngt werden und der Boden bearbeitet werden. Über den Winter hat man schließlich ersteinmal Ruhe und hat keine Spritzungen oder Düngungen vorzunehmen. Das einzige was dann bleibt, ist die Hoffnung auf einen nicht zu frostigem Winter. 

 

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d)    Eigenschaften der 5 häufigsten Weinsorten

Abbildung 6:

Verteilung der Rebsorten in Sachsen

Stand: 1999  In %

Ernte 2001- Vergleich der Oechselgrade


 

Fast alle Weine, welche im Elbtal angebaut werden, wachsen auf relativ kalkarmen Böden und zeigen somit eine charakteristische gemeinsame Note. Elbtalweine sind charaktervoll, trocken und jeder von ihnen besitzt eine für ihn charakteristische fruchtige Säure.

Die meisten Weine werden nach wie vor auf schwer zugänglichen Weinbergen hoch über der Elbe angebaut.

Die günstigste Lage aller Weinberge um Meißen  besitzt das Spaargebirge, wo der Südhang dominiert. Auch der Weinberg meiner Eltern, welcher von dem Fahrradweg und von der Elbe aus sichtbar ist, ist einer der Steillagen mit Südhang.

Ich werde folgend die 5 Weinsorten beschreiben, welche auf dem Weinberg meiner Eltern zu finden sind.

Es handelt sich dabei um die Weinsorten:

Müller Thurgau, Riesling, Weißburgunder, Traminer und Gutedel.

Die Anordnung dieser Weinsorten im Weinberg meiner Eltern ist sehr gut auf den Seiten 42 und 43 im Anhang zu sehen.

Der Müller Thurgau ist, wie im obigen Diagramm ersichtlich, die meist angebauteste Rebsorte in Sachsen. Auf dem Weinberg meiner Eltern ist der Müller Thurgau allerdings nur auf 60 m² vertreten. Der Müller Thurgau wurde 1882 durch Professor Hermann Müller in Geisenheim gezüchtet. Früher nahm man wie selbstverständlich an, dass er durch eine Kreuzung von Riesling und Silvaner entstanden ist. Heute jedoch wurde dies durch neueste Genforschungen wiederlegt, der Müller Thurgau ist eine Kreuzung aus Riesling und Gutedel.

Die Ausbreitung dieses Weines begann Ende der 40er Jahre des 19Jhd.. Durch seine frühe Reife und vor allem seiner geringen Lageansprüche und der weittestgehenden Ertragsstabilität erlangte er große Bedeutung. Bei dem Vergleich der Oechselgrade im Jahre 2001 nimmt der Müller- Thurgau bei unserem Weinberg den hintersten Platz ein, nämlich mit 75 °Ö. Dabei ist er einer der blumigen und fruchtigen Weine mit leichtem Muskatton und deshalb hervorragend als Schoppenwein geeignet.

 

Den zweiten Platz der am meist angebautesten Weinsorten in Sachsen nimmt der

Riesling ein, die wertvollste weiße Rebsorte, welche die besten, meist terassierten Lagen im Elbtal besetzt, so auch die im Weinberg meiner Eltern. Er ist mit 921 m² die am meist gepflanzte Weinsorte auf unserem Weinberg. Diese Rebsorte zeichnet sich durch eine feine Rasse und Eleganz aus und hat ein an Pfirsich erinnerndes Bukett.

Im Gegensatz zum Müller Thurgau wird sie erst im Spätherbst als letzte Weinsorte geerntet und müsste dann normalerweise mehr Oechselgrade haben als der    Müller Thurgau. Ein Blick auf das Säulendiagramm der Oechselgrade bestätigt dies auch. Man sieht aber auch, dass es Sorten mit mehr Oechselgehalt gibt.

Diese Eigenschaften können aber von Weinberg zu Weinberg und von Lage zu Lage schwanken, denn unterschiedliche Jahrgänge und Bodenarten verfeinern ihn in seinen Nuancen.

In der Rangliste der am häufigsten angebauten Rebsorten steht der Weißburgunder an  3. Stelle. Er gehört zu einer der Spitzenrebsorten in Sachsen. Der Weißburgunder entstand aus Mutationen der vielfältigen Burgunderfamilie und gehörte bereits 1750 zu den empfohlenen Rebsorten. Natürlich findet man den Weißburgunder auch im Weinberg meiner Eltern, da diese Lage für ihn geradezu ideal ist. Er ist neben dem Riesling mit 769 m² am zweit häufigsten vertreten. Diese Weinsorte bevorzugt warme und steile Südhänge. Sein Gehalt und Körper sind mittel bis kräftig und bei einem Blick auf die Oechselgrade sieht man, dass er im Jahr 2001 einen sehr hohen Grad aufgewiesen hat. Der Weißburgunder ist zwar als Schoppenwein nicht mehr wegzudenken, er ist jedoch auch hervorragend als Prädikatswein geeignet.

Ich komme nun zu dem Inbegriff der Qualität sächsischer Weine, dem Traminer. Diese Rebsorte wurde 1774 eindeutig erwähnt und ist somit eine der ältesten Rebsorten.

Natürlich ist er auch auf dem Weinberg meiner Eltern anzutreffen, aber nur mit 35 m² spiegelt er sich im obigen Diagramm wieder. Ich glaube,  auf ihn passt der Ausdruck: „Klein aber fein“. Der Traminer bevorzugt einen günstig warmen Lößboden in den Steillagen, der auch in sehr trockenen Jahren ausreichend Wasserreserven besitzt. Dadurch ist diese Spitzenrebsorte in nahezu allen Lagen Sachsens anzutreffen. Der Traminer ist sehr aromatisch und besitzt einen leichten Duft nach Rosen. Durch seine zu gleich würzige Note spricht man im Volksmund vom „Wein für das starke Geschlecht“.

Eine Rebsorte, die auf meinem Kreisdiagramm nicht enthalten ist, ist der Gutedel.

Er gehört zu den ältesten Rebsorten, denn er wurde vor etwa 2800 Jahren in Ägypten angebaut und später durch die Römer nach Europa gebracht. Vor etwa 200 Jahren stellte er eine beliebte Rebsorte in Sachsen dar, heute findet man sie jedoch nur auf kleineren Parzellen, Weinbergsmauern und an Hausspalieren.

Letzteres ist auch bei meinen Eltern der Fall, insgesamt bedeckt er 30 m² Fläche, welche auf mich geschrieben ist. Er ist direkt vor unserem Haus angebaut und bedeckt vollständig unsere vordere Hauswand.

Beim Gutedel gibt es rote und weiße Trauben, die jedoch zusammen gekeltert werden können, da nur die Schale rot ist und nicht der Saft. Es handelt sich also um einen reinen Weißwein. In guten Jahren ist sein Ertrag sehr hoch. Er schmeckt als Weintraube sehr gut, was man nicht von allen Rebsorten behaupten kann. Aber auch als Schoppenwein ist er hervorragend geeignet.

Das Foto auf dem Deckblatt zeigt eine wunderschöne und voll ausgereifte rote Gutedel- Traube und auf dem nachfolgendem Foto ist der weiße Gutedel an unserer Hauswand zu sehen.

                                                                                                  

                                                  

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e)   Mengenvergleich der Ernte 2001 Familie Kühn

Abbildung 8:

Dieses Säulendiagramm illustriert die Erntestatistik unseres Weinberges vom Jahr 2001. Daraus ist ersichtlich, wie viel kg Ernte einer bestimmten Sorte jedem Familienmitglied gehört, da jedem ein Teil des Weinberges zugeordnet ist.

Außerdem kann man aus diesem Diagramm ablesen, welche Gesamtmasse der jeweiligen Weinsorte im Jahr 2001 geerntet wurde und wie groß die gesamte Ernte war.

Die verschiedenen Erntemengen je Rebsorte und Familienmitglied sind aus der unterschiedlichen Zuordnung der Anbaufläche zu erklären.

  

  

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f)      Anteile versch. Sorten in den Ernten 1990,1993-1996,1998-2000

     im Vergleich

 

In diesem Diagramm habe ich mich mit den Ernten von 1990 bis 2000 beschäftigt. Es ist interessant, wie sich die einzelnen Sorten in den verschiedenen Erntejahren verhalten haben.

Vergleicht man jetzt nun noch die Erträge vom Weinberg meiner Eltern von 1998 und 1995, kann man erkennen, dass das Jahr 1998 weitaus ertragsreicher war als das Jahr 1995. Das Wetter ist zwar sehr wichtig und entscheidend für die Ernte, aber es gibt auch zahlreiche andere Einflüsse.

Zum Beispiel wurde  im Jahr 1995 der Wein vom Pilzbefall der Arten Oidium und Botrytis heimgesucht, des weiteren könnten aber auch falsche Düngung, falsche oder unzureichende Bearbeitungsmaßnamen die Ursache für die mäßige Ernte im Jahre 1995 gewesen sein. Beobachtet man nun den Verlauf der Sorten Riesling und Weißburgunder in den Jahren 1990 bis 1996 kann man sehen, dass diese Jahre sehr mäßig oder sogar schlecht in ihren Ernteerträgen ausgefallen sind.

Der Grund, warum Riesling und Weißburgunder in den einzelnen Jahren immer mehr Erntemengen vorzeigen als beispielsweise der Gutedel oder der Traminer, liegt einfach darin, dass sie die am häufigsten vertretenen Rebsorten im Weinberg meiner Eltern sind, deshalb werde ich folgend nur die Sorten Riesling und Weißburgunder betrachten.

Der plötzliche Sprung des Rieslings im Jahr 1994 ist darauf zurückzuführen, dass (wie im Abschnitt: „Der Freizeitwinzer am Beispiel meiner Eltern“ auf den Seiten 16 und 17 schon beschrieben)  1991 meine Eltern ein Stück Weinberg mit 300 Stöcken Riesling wiederaufgerebt haben. Nach etwa 3 Jahren, in diesem Fall 1994, trugen die Weinstöcke das erste mal Trauben, daher kommt diese hohe Erntemenge.

Ab dem Jahr 1998 kamen jedoch wieder sehr gute ertragsreiche Jahrgänge, wie das Jahr 1999. Im Jahr 1998 war der Weißburgunder mit 880 kg die ertragsreichste Sorte, gefolgt vom Riesling mit 712 kg.

Das unterschiedliche Verhalten der Sorten in einzelnen Jahren liegt nicht nur an neuen Pflanzungen, sondern am Wetter und am Schädlingsbefall. Der Riesling beispielsweise wird später geerntet als der Weißburgunder und ein Wetterumschwung in den letzten Wochen vor der Ernte kann die Lesemenge schon sehr beeinflussen. Ein Beispiel ist dabei auch das Jahr 2000. Der Weißburgunder hat sich im Jahr 2000 im Vergleich zum Vorjahr gesteigert, jedoch ist der Riesling um 635 kg zurückgegangen. Das Jahr 2000 schien anfangs ein sehr gutes und erfolgreiches Jahr (auch für den Riesling) zu werden, jedoch waren die letzten Wochen bis zur Vollreife sehr kalt und regnerisch. Da nun der Riesling erst sehr spät gelesen wird, hatte er leider viel mehr Masse verloren als der Weißburgunder.

An einem so offensichtlich starken Ernterückgang, wie er es im Jahr 2000 war, kann das Wetter aber nicht allein Schuld sein. Die Schuld liegt darin auch bei meinem Vater und indirekt bei der Winzergenossenschaft. Im „Ertragsvergleich der Familie Kühn und der Winzergenossenschaft“ in Bezug auf hl/ha auf den Seiten 33 bis 35 habe ich schon einmal erwähnt, dass die Winzergenossenschaft im Jahr 2000 ein Abgabemaximum pro m² festgelegt hat.

Der Winzer hat im Frühjahr die Möglichkeit, die Ernteergebnisse durch gezieltes Schneiden des Weines zu beeinflussen.

Mein Vater hat dies gemacht, da wir die Ernte, welche über dieser Grenze lag quasi der Winzergenossenschaft schenken und nicht bezahlt bekommen.

 

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6.        Die Sächsische Winzergenossenschaft

 

a)   Das System der Winzergenossenschaft

Die Trauben werden entsprechend des Reifezustandes der einzelnen Weine sortenrein erfasst und verarbeitet. In der Regel werden die Trauben zu sortentypischen Weinen ausgebaut und abgefüllt. Die Winzergenossenschaft basiert auf seinen zahlreichen Mitgliedern, die von ihr abhängig sind. Die Freizeitwinzer bewirtschaften rund 50 % der gesamten Rebfläche im Elbtal und geben ihre Trauben bei der Sächsischen Winzergenossenschaft zum Keltern ab. Die Genossenschaft ist in der Lage, als einziger Verarbeitungsbetrieb im Anbaugebiet die gesamte Ernte zu den abgestimmten Terminen in kürzester Zeit in hoher Qualität aufzunehmen und zu verarbeiten. Es gibt für jeden Winzer die Möglichkeit, über spezielle Aushänge herauszufinden, wann welche Rebsorte angenommen wird. Bei größeren Erntemengen wird meist ein Traktor mit Hänger und Behältern direkt am Weinberg für die Ernte zur Verfügung gestellt. Diesen Service muss man aber vorher zeitig genug anmelden, wobei dafür der jeweilige Verantwortliche für die Weinbergslage zuständig ist. Man hat aber auch die Möglichkeit, spezielle Behälter für die Ernte bei der Winzergenossenschaft auszuleihen und diese schließlich mit dem Autohänger zur Abgabestelle zu transportieren. Ich kann mich noch gut erinnern, dass wir früher immer in Holzkisten gelesen haben und diese mit dem Auto weggefahren haben.

Bei der Abgabe angekommen, wird schließlich das Gewicht  der Ernte gemessen und der Oechselgehalt bestimmt. Letzteres ist schließlich für den Winzer sehr wichtig, da die Geldsumme pro kg Wein mit den Oechselgraden steigt.

 

b)       Ankaufpreis pro kg der Winzergenossenschaft Meißen

Abbildung 10:

 

Dieses Diagramm zeigt den Verlauf der Ankaufpreise der Sächsischen Winzergenossenschaft an 3 verschiedenen Rebsorten, die allein durch sie festgelegt werden.

Der Größenachse habe ich die Preise und der waagerechten Achse die Jahre zugeordnet. Man kann leicht erkennen, dass diese Ankaufspreise, welcher jeder Winzer nach der Abgabe seiner Ernte bekommt, rapide zurückgegangen sind. Dass heisst also, dass meine Eltern in den vergangenen Jahren immer weniger Geld für ihre Ernten pro kg bekommen haben. Man kann außerdem leicht erkennen, dass die Preise für den Riesling extremer zurückgegangen sind als beispielsweise die des Müller Thurgaus.

Meine Eltern haben im Jahr 1994 noch 2,27 Euro für den Weißburgunder bekommen und bis zum Jahr 2001 ist dieser Preis um mehr als das 1,6fache zurückgegangen, beim Riesling ist dieser Fall noch extremer, denn dabei sind die Preise sogar um das 2,1fache zurückgegangen.

 

 

Woran könnte dies nun liegen? Da die Winzergenossenschaft aus wirtschaftlichen Gründen (siehe „Ertragsvergleich der Familie Kühn und der Winzergenossenschaft“ auf den Seiten 33 bis 35) gezwungen wird, ihre Annahmemenge pro ha unter einer bestimmten Vorgabe zu halten, könnte es sein, dass sie durch Senkung des Kilopreises die Winzer dazu bringen will, weniger Wein anzubauen. Die gegenwärtige Situation zeigt auch, dass die Winzergenossenschaft ihr Ziel langsam erreicht hat, da viele Winzer bereits keinen Sinn mehr darin sehen, möglichst viel Wein anzubauen und zu ernten, was ja mehr Arbeit und Zeit für weniger Geld bedeutet, zumal der überflüssige Wein hängen bleiben muss.

Die gesunkenen Ankaufpreise zeigen vielmehr die schlechte Vermarktung der Weine durch die Sächsische Winzergenossenschaft, denn etwa im gleichen Verhältnis sanken bei der Sächsischen Winzergenossenschaft die Einnahmen.  

  

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7.        Die Winzergenossenschaft als Interessenvertreter der Freizeitwinzer?

 

a)   Erntevergleich Winzergenossenschaft und Familie Kühn

In der nächsten Tabelle, welche auf der Seite 38 im Anhang ausgestellt ist, vergleiche ich die Ernte der Winzergenossenschaft mit den Ernteergebnissen meiner Eltern in den Jahren 1994 bis 2001. Wie man schon in der ersten Zeile erkennen kann, ist der Weinberg meiner Eltern nur ein sehr kleiner Teil der großen Anbaufläche der Winzergenossenschaft. Die Größe unseres gepachteten Weinberges hat sich nicht geändert. Die Anbaufläche der Winzergenossenschaft jedoch hat sich etwas verändert, während in den Jahren 1994 bis 1997 die Anbaufläche bei rund 130 ha lag, wurde sie 1998 um 7 ha erweitert. Im Jahr 2000 hat sich die Anbaufläche vergrößert, jedoch ist sie 2001 wieder schlagartig auf 130 ha abgefallen.

Ich kann nur Vermutungen anstellen, woran dieses Bergab und Bergauf liegen kann, da die Winzergenossenschaft keine Stellung gegenüber mir nehmen wollte. Somit ist meine einzige Erklärung, dass sehr viele Freizeitwinzer ihren Weinberg, aus welchen Gründen auch immer, abgegeben haben.

Es könnte auch damit  zusammenhängen, dass das Durchschnittsalter der Freizeitwinzer, zumindest im Elbtal scheinbar immer höher wird.

Es ist ja auch verständlich, dass wenige junge Familien extra ins Elbtal ziehen, um dort einen Weinberg zu pachten und zu bewirtschaften.

Falls dies vereinzelt vorkommen sollte, dann sind es eher Kinder, deren Eltern schon einen Weinberg bearbeiten und die damit aufgewachsen sind. Es macht sehr viel Arbeit, sich das Wissen der Weinbergsbearbeitung

(siehe „Die jährliche Weinbergsarbeit“ auf den Seiten 18 bis 20) anzueignen und man braucht sehr viel Zeit und Geduld. Um nicht zu weit abzuschweifen, komme ich jetzt zur Lesemenge. Es ist natürlich klar, dass die Winzergenossenschaft aufgrund ihrer vielfach größeren Anbaufläche höhere Erntemengen hervorbringt.

In den ersten Jahren, zum Beispiel 1994 bestand zwar ein Unterschied, der aber ziemlich gering war. In diesem Jahr dominierte der Weinberg meiner Eltern. Das Jahr darauf lagen die Beträge etwa auf gleichem Niveau, aber man erkennt eindeutig eine Dominanz der Winzergenossenschaft. Dieser Unterschied wäre jedoch noch einigermaßen tragbar, wenn man sich nicht die Jahre ab 1998 anschauen würde. Wie es auch bei den Erträgen in hl pro ha der Fall war, liegen die Gewichtsmengen des Weinberges meiner Eltern weit über denen der Winzergenossenschaft. Vor allem 1999 hatten meine Eltern pro ha fast die doppelte der Ernte wie die Winzergenossenschaft. Meiner Meinung nach, ist dies auf die gute Lage unseres Weinberges und die gute Bearbeitung und Pflege zurückzuführen.

Die weiteren Zeilen sind etwas ungeeignet für einen direkten Vergleich, denn beispielsweise hat nur die Winzergenossenschaft die Möglichkeit, die Mostausbeute zu bestimmen und der Mostertrag hängt natürlich von der Menge der Erträge ab.

Somit ist es logisch, dass die Winzergenossenschaft höhere Mosterträge aufweißt als der Weinberg meiner Eltern. Ich widme mich also bei dem Mostertrag nur dem Verlauf in diesen Jahren.

Man sieht, dass der Verlauf bei der Winzergenossenschaft, aber auch bei dem Weinberg meiner Eltern von einem Auf und Ab geprägt ist. Ohne die Verhältnisse der Beträge zu berücksichtigen, erkennt man, dass sich die Verläufe nahezu decken.

Von 1994 bis 1996 gingen die Mosterträge bei der Winzergenossenschaft und bei meinen Eltern zurück und zum Jahr 1998 stiegen sie weiter. Nur ab 1998 gehen die Erträge wieder auseinander. Während sie bei meinen Eltern 1999 weiter angestiegen sind, sind sie bei der Winzergenossenschaft gesunken und 2000 ist es genau anders herum. Wenn man das „Diagramm der Gesamterträge in den Ernten von 1994 bis 2000 im Vergleich“ auf der Seite 37 im Anhang auswertet, sieht man die Abhängigkeit der Mosterträge von der Gesamternte. Bei dem Weinberg meiner Eltern wurde 1996 der bisher niedrigste Gesamtertrag und der niedrigste Mostertrag und 1999 die größte Erntemenge und der größte Mostertrag erreicht. 

 

b)       Ertragsvergleich der Familie Kühn und der Winzergenossenschaft

  Abbildung 11:

 

        

 

Aus diesem Diagramm ist ein Vergleich zwischen der Winzergenossenschaft und dem Weinberg meiner Eltern in bezug auf die Ertragsmenge in hl pro ha ersichtlich.

Die Größenachse in diesem Diagramm stellt dabei den Betrag hl/ha und die waagerechte Achse die Jahre dar.

Man kann erkennen, dass der Verlauf in den Jahren 1994 bis 1997 etwa gleich ist. Die Ertragsmenge pro Hektar ist deutlich zurückgegangen. Man könnte ersteinmal darauf schließen, dass dies an zu schlechten Bewirtschaftungsmaßnahmen des Weinberges liegt oder an der Unerfahrenheit der Winzer. Jedoch würden dann die Kurven unterschiedlicher verlaufen.

Ich glaube eher, dass 1994 ein echt gutes erfolgreiches Weinjahr war und der Weinstock sehr viel Energie zur Reifung der Trauben aufwenden musste.

Deshalb kommt es auch oft vor, dass das Jahr, welches auf ein Rekordjahr folgt, etwas geringer ausfällt. Da das sächsische Anbaugebiet auch schon teilweise dem Kontinentalklima unterlegen ist, ist es auch gut möglich, dass die Winter sehr kühl mit sehr langen Frostperioden geprägt waren.

1998 kann man schließlich einen deutlichen Sprung in der Erntemenge verzeichnen. Meine Eltern lagen damals mit 96 hl/ha sogar über der

EU- Ertragsgrenze, welche stetig bei 90 hl/ha liegt. Der Grund, warum die Genossenschaft jedoch nicht darüber liegt, ist eigentlich ganz simpel. Es liegt offenbar daran, dass sie ihre Annahmemengen versucht zu reduzieren. Vor einigen Jahren hat sie damit begonnen eine maximale Ertragsgrenze pro Quadratmeter festzulegen. Die Erntemenge, die darüber liegt, bekommt der Winzer seit 2000 nicht mehr bezahlt. Vorerst war diese obere Grenze noch durchaus respektabel und einleuchtend, wodurch wir uns nicht besonders beeindruckt fühlten und ein weiteres Rekordjahr ansteuerten. Die Winzergenossenschaft bekommt  ihre Weine auf dem nationalen und internationalen Markt immer schlechter los und ist nun gezwungen, die obere Grenze weiter herabzusetzen. Schließlich mussten die Freizeitwinzer auch reagieren und den Wein im Frühjahr so schneiden, dass möglichst weniger Ernte anfällt. Die Einführung dieser oberen Grenze stieß bei den meisten Freizeitwinzern, die mir bekannt sind, auf Ablehnung.

Einige gaben ihren Weinberg schließlich ab, weil sie keinen Sinn mehr in ihrer Arbeit sahen und in einer ständigen Auseinandersetzung mit der Winzergenossenschaft müde geworden sind.

Meine Eltern reagierten zwar nicht so radikal wie manch anderer, aber sie reagierten. Mein Vater ließ unseren Weinberg mit der neuesten Satellitentechnik vermessen. Im Ergebnis wurde eine etwas größere Anbaufläche vermessen als wie bisher angegeben. Des weiteren ließ er den Gutedel, welcher bei uns am Haus wächst und die Weinbergszeilen direkt vor dem Haus als Privatfläche auf mich umschreiben.

Wir nutzen die Möglichkeit, den Wein von meiner Privatfläche bei privaten Weinbauern abzuliefern und keltern zu lassen.

Somit war die Abgabemenge dieses Weines nicht mehr von der Winzergenossenschaft eingeschränkt und unsere Einbuße hielt sich dadurch in Grenzen. Durch diese Umstände kam ich schließlich zu meinem Weinberg, der nicht zur Winzergenossenschaft gehört, somit bin ich ein „freier“ Winzer, während meine Eltern an die Winzergenossenschaft gebunden sind.

Der Grund, warum die Winzergenossenschaft so radikal ihre Annahmekapazität kürzt, liegt einerseits daran, dass sie ihre Weine international nicht in so großem Maße verkaufen und andererseits muss sie unter der festgelegten

EU- Ertragsgrenze bleiben. Jedoch zeigt dieses Diagramm, dass die Winzergenossenschaft noch weitaus mehr Wein annehmen könnte, ohne die Grenze zu überschreiten, denn ihr Maximum erreichte sie 1998 mit 80,3 hl/ha. Meiner Meinung nach müsste nur der Verkauf durch die Winzergenossenschaft verbessert und mehr Werbung gemacht werden.

 

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8.        Schluss

Der Weinbau in Sachsen hat sich schon mehrmals in einem Tief befunden und wie es aussieht, steuert die Sächsische Winzergenossenschaft einem Tief zu oder befindet sich vielleicht schon mittendrin. Der Boom der 70er Jahr ist nun eindeutig vorbei, denn der Traum, einen Weinberg zu pachten und zu bearbeiten ist unter der Bevölkerung stark gesunken.

Viele junge Leute ziehen in die Stadt, um dort mehr Geld zu verdienen und so gut wie keiner will seine kostbare Zeit mit  Weinbergsarbeit zubringen.

Die Winzergenossenschaft wird ihre Weine nicht nur auf dem internationalen sondern  auch auf dem nationalen Markt immer schlechter los. Der Grund liegt darin, dass der Sächsische Wein im Handel weitaus teurer als italienischer oder französischer Wein ist. Das resultiert wiederum daraus, dass das Sächsische Anbaugebiet das kleinste in Deutschland ist und natürlich kleinere Ernten zu verzeichnen hat als größere Anbaugebiete. Je geringer das Angebot ist, umso teurer wird eben sein Preis.

Hinzu kommt, dass im Elbtal, dem nordöstlichsten Weinanbaugebiet von Deutschland hauptsächlich trockene und höchstens halbtrockene erzeugt werden können. Ein süßer Wein ist aber für viele Menschen süffiger und wird auf  Festen lieber getrunken. Weintrinker, welche den trockenen Wein vor dem süßen Wein bevorzugen sind rar, denn es sind Menschen, die entweder direkt mit dem Weinbau in Berührung kommen oder es sind Weinkenner.

9.        Anhang

Abbildung 12: Gesamterträge in den Ernten 1990,1993,1994,1995,1996,1998,1999 und 2000 im Vergleich

 

 

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10.   Literaturverzeichnis

Bücher:

  1. Der Weinbau in Meißen und Umgebung

50 Jahre VdgB Sächsische Winzergenossenschaft Meißen

  1. Mit Wort und Wein auf Winzerwegen

Von Werner Böhme/ Günter Rühle

  1. Werte unserer Heimat

Elbtal und Lösshügelland bei Meißen

  1. Führer durch Spaar und das Spaargebirge

Verfasser Oscar Schmidt

Oberspaar 1906

       Zeitschrift:

1.      Der sächsische Winzer

Nummer 2/97

2.      Der sächsische Winzer

Januar 1999

3.      Pflanzenschutz im Weinbau

4.      Der sächsische Winzer

Januar 1994

      Fotonachweis:

            Abbildungen 2,3,4,5,7,15,16,19: eigene Fotos

      Persönliche Auskunft:

            Günter Rühle

            Roland Kühn

       Weitere Quellen:

            Sächsische Winzergenossenschaft Meißen